Zeitzeuge Karl-Heinz Hoppe
Der Bleckeder Bürgermeister der Einheit
geboren am 29.06.1938 in Zirchow
Der Grenzfluss Elbe
Zum ersten Mal über den kleinen Grenzverkehr in die DDR
Die Tage der Grenzöffnung
Der Grenzfluss Elbe
Ja, also die Elbe war immer die Grenze, man durfte kaum auf die Elbe mit zum Schwimmen oder Baden, das wurde alles als gefährlich dargestellt,
weil auf der gegenüberliegenden Seite damals die Zollboote der DDR patrouillierten.
Ich habe das aber so richtig es wahrgenommen nach meiner Zeit als Bürgermeister, als wir denn auch mal Besuch hatten vom Zoll und eingeladen wurden auf der Elbe mitzufahren, denn wir hatten hier in Bleckede die Zoll-Hunde-Schule eine Station des Bundes und daher hatten wir einen neuen Kontakt.
Und sind dann auch mal auf der Elbe gefahren mit den Booten bis Hitzacker und haben dann erlebt, wie bedränglich das war mit den DDR-Booten, die uns nur fotografiert haben. Die haben gesagt, sie haben gar kein Film drin, so viel ich haben sie gar nicht.
Aber es war schon unangenehm und sehr beängstigend, wenn man da diese Tour auf der Elbe mitmachte, das das war also keine schöne Situation.
Ich weiß aber, dass ich als kleiner Junge damals mit 13, 14 zum Kühe hüten auf das Wiesenland vor der Elbe musste und dann hieß es schon: „An die Elbe dürfte aber nicht, wer weiß, was da drüben passiert!“
Zum ersten Mal über den kleinen Grenzverkehr in die DDR
1974 oder 1975 haben wir mal als Rat der Stadt Bleckede einen Ausflug ins damalige Grenzgebiet im kleinen Grenzverkehr organisiert und sind dann über verschiedene Städte in der DDR auch mit Bürgern zusammengekommen.
Das erste war, als wir in Boizenburg einkehrten (ich kann das Jahr nur gar nicht genau sagen, das kann auch 1976 oder 1978 als wir diese Tour machten) und da hatten wir Kontakt in Boizenburg mit Bürgern und haben uns dann im Ratskeller zum kleinen Frühstück getroffen und dann merkten wir schon, war ein bisschen gedrückte Stimmung, denn da saßen Leute, die uns ganz offiziell beobachten mussten.
Die Kellnerin sagte, „Wenn sie was besonders von uns wollen, dann kommen Sie in die Küche“. In der Küche kriegten wir einen Kaffee extra und haben ja auch ein kleines Trinkgeld gegeben was dann ganz toll ankam mit Westmark und dann sagte sie: „Seien Sie mal vorsichtig, da sind welche von der Stasi“.
Und das waren die ersten Kontakte, die ich selber mit Stasi Leuten zu der Zeit hatte, das war sehr unangenehm.
Die Tage der Grenzöffnung
Man war in Neu Darchau und an anderen Stellen schon so weit, dass sich die Grenze da fast öffnete und Klaus Burmester sagte, „Ihr müsst dies und das tun, ihr müsst von hier demonstrieren, drüben lassen sie keinen an die Grenze!“
Dann haben wir hier in Bleckede ein Boot gechartert, von Büchel, so hieß der Fährman aus hinter Hohnstorf und Büchel kam mit seiner Fähre und wir mobilisierten mit Klaus Burmester gemeinsam die Leute, die nun hier auch die Grenzeröffnung machen wollten.
Wir machten mit Büchels Fähre Demo-Fahrten auf der Elbe und schrien, denn auf der anderen Seite am Tor, standen ja Leute, die wollten, dass das Tor aufgemacht wird.
Wir riefen dann „Tor auf, Tor auf!“ von der Fähre und die anderen ebenso von drüben. Das war eine spannende Zeit zu dem Augenblick.
Am ersten Tag passiert gar nichts und Klaus Burmester kam abends wieder zurück. Nächsten Tag war er wieder hier von drüben und sagte morgen kämen eine Menge Leute her, die auch „Tor auf!“ schreien werden.
Wir hatten hier ja den Kontakt über die Zollstation, über die Hundeschule und den Zoll und die hatten ein Telefon da, mit dem sie sich mit denen von drüben für den Ernstfall verständigen konnten.
Und dann haben die von hier aus wieder angerufen und gefordert:
Die Leute wollen rüber, wir kommen und wir demonstrieren auf der Elbe.
Und plötzlich am nächsten Tag hieß es, das Tor wird morgen
und dann und dann aufgemacht und dann waren hier Hunderte von Leuten an der Elbe, die mit der Fähre rüber wollten.
Es war von beiden Seiten eine herzliche und dankbare Begegnung.